Binder,Thomas (1738) – Wiemann,Lea (1573)
Berlin, 30.10.2011

Das Materialverhältnis spricht klar für Weiß und das Verdikt des Computers lässt ebenfalls keinen Zweifel am Sieg des Anziehenden zu. Doch der vorangegangene Umschwung der Partie drückt dem Verlauf einen ganz eigenen Stempel auf. Schwarz ist am Drücker, stellt mir Probleme und zu rationalen Gedanken bin ich schon lange nicht mehr fähig. Schwarz hat hier noch weniger als 10 Sekunden Restzeit.

33.Td7?!
Soll den Läuferzug nach d4 verhindern – übersieht aber, dass dieser auf e5 ähnlich stark steht. [Den Störenfried konnte man mit 33.Txg7 beseitigen. Freilich bleibt Schwarz dann kaltblütig und spielt 33…Tf3! Dann muss Weiß schon das verblüffende 34.Tf7!! finden. (34.Ta7 Tf1+ 35.Kg2 Txe1 36.Ta8+ Kg7 37.Ta7+ Kf6 38.Txa6 Tg1+ 39.Kh2 e1D 40.Txe6+ Dxe6 41.Lxe6 Tb1 ) 34…Txf7 35.Dc3+ Tg7 (35…Kg8 36.Lxe6 ) 36.Kf2 ]

33…Le5! 34.Kg2
Weiß spekuliert – mit Blick auf die verbleibenden 4 Sekunden für 6 Züge – auf den nachfolgenden Bluff.

34…Lxg3
[34…Txg3+ 35.Kf2 Tg5 36.Dh1 Lg3+ 37.Kf3+- ]

35.Dh1?
An dieser Stelle überschritt Schwarz die Bedenkzeit. Gerade hat Weiß die Partie wohl zum Remis verdorben.
[Mit der gleichen Idee wie der Textzug, aber wesentlich präziser konnte man 35.Db4!! spielen. Dass ich dies nicht sah, ist bezeichnend für die psychologische Defensive in die ich gedrängt worden war. 35…e1S+ 36.Kh1! und Schwarz kann dem Matt nicht ausweichen, z. B. 36…Kg8 37.Dg4+ Kf8 38.Dg7+ Ke8 39.De7# ] In der Partie hätte hingegen folgen können:

35…e1S+
[35…e1D?? 36.Dxh7# ]

36.Kh3
[36.Kg1 Sf3+ 37.Kg2 Se1+ ]

36…Le2!! 37.Da8+ Lb8+ 38.Kh4 Sf3+ 39.Kh3
[39.Kh5? Se5+ 40.Kh4 Sxd7 ]

39…Se1+
und Dauerschach *